Ich finde diese Diskussion auf kwerfeldein zur Zeit spannend, auch gerade deswegen, weil da auch dieses Bild von mir als Beispiel genommen wurde.
Es ist keine großé Kunst, beileibe nicht das beste Foto aller Zeiten, aber es erinnert mich an einen Familienausflug und wenn es anderen Leute auch gefällt, sie dies durch einen flickr-fav kennzeichnen, freut’s mich um so mehr.
Aber so unperfekt find ich das gar nicht…
– der gewählte Schärfepunkt ist genau da, wo ich ihn haben wollte,
– die offene Blende war bewusst gewählt,
– bei der Wahl der Belichtungszeit dann ein wenig unterbelichtet um noch Zeichnung im Hintergrund zu haben.
Mit anderen Worten: Ich hab mir was dabei gedacht und das Foto sollte so aussehen. Ok, ich hätte das Bild besser ausrichten können oder müssen, aber… naja… irgendeinen Tod muss man sterben.
Ich habe das Bild schon „als Bild gesehen“ als mein Sohn auf dem Hinweg zum Ende des Stegs war, hab schnell den Belichtungsmesser aus der Jackentasche genestelt, gemessen, eingestellt, auf das helle Blatt scharf gestellt und dann war Jorik auch schon auf dem Rückweg und ich musste den Auslöser drücken… von wegen Entschleunigung und dem meditativen Charakter der Mittelformatfotografie… das ist Stress pur 🙂
Dann entwickelt man den Film, kippt in genau bemessenen Abständen die Entwicklungsdose, digitalisiert dann das Negativ, gleicht mühsam Gradiationskurven und Kontrast an, wedelt digital da auch noch mal ab und belichtet dort ein wenig nach und dann kommt einer der Redakteure von kwerfeldein vor einiger Zeit ganz unvermutet an und fragt ob er das Bild als Beispiel in einem Artikel „Perfektion ist langweilig“ benutzen könnte.
Da kuckt man erstmal doof… 🙂
Denn eins möchte ich eigentlich nicht machen… unperfekte Bilder. Ich lasse mich gern ein auf Formulierungen wie „nicht ganz perfekt“, „könnte man besser machen“. Selbst ein „er hat sich zumindest bemüht“ würde ich gelten lassen. Aber gleich die Negation von perfekt… neinneinnein.
In weiteren Mailverkehr glaubte ich aber Holgers Intention besser zu verstehen… so ganz aber immer noch nicht. Da scheint viel auf technische Perfektion, wenig Rauschen, Beleuchtung hinauszulaufen aber muss man immer noch den alten Feininger mit seinem Zitat anführen? Sollte das nicht mittlerweile obsolet sein? Oder bin ich da zu wenig „Mainstream“?
Es mag sein, dass das ominöse „Digitale“ gerne dazu verleitet, den Akt der Aufnahme als weniger wichtig einzuordnen und durch immer weitergehende „perfekte“ Bearbeitungen die Authentizität zu verlieren.
Aber eine Vignette allein macht halt noch kein gutes Foto… sei sie per EBV nachträglich eingefügt oder durch ein schlechtes „unperfektes“ Objektiv hervorgerufen.
Mag auch daran liegen, dass ich mir gar nicht so den großen Kopf um meine Bilder oder um Fotografie allgemein machen möchte. Ich mach es halt ganz gerne…. in diesem Sinne werde ich einfach weiterknipsen, so!